Bezirksstrategie zur Prävention von Kinder- und Familienarmut in Lichtenberg

Der Blick auf die hier lebenden Familien ist dem Bezirk Lichtenberg bereits seit längerer Zeit ein Anliegen: Seit 2015 ist er als „Familiengerechte Kommune“ (Link Familiengerechte Kommune e. V. (familiengerechte-kommune.de) zertifiziert und hat sich der strategischen Umsetzung der Präventionskette verschrieben. Im Zentrum der aktuellen Politik stehen die Kinder und Familien in Armutslagen: Die beim Bezirksbürgermeister verankerte Strategie zur Prävention von Kinder- und Familienarmut ist ein zentraler Prozess, der viele Akteur*innen beteiligt. Teil der Strategie ist auch die Durchführung der Lichtenberger Kinderarmutskonferenzen, welche die konkrete bezirklichen Präventionsmaßnahmen in den Fokus rücken. Im März 2021 ist der erste Kinderarmutsbericht erschienen (Link Kinderarmutsprävention – Berlin.de link Kinderarmutsbericht). In vier AGs setzen sich 60-70 Fachkräfte mit verschiedenen Dimensionen von Armut auseinander und erarbeiten konkrete Handlungsschritte und Maßnahmen für Chancengleichheit. Hier wird Wirkungsorientierung greifbar umgesetzt und bedeutet: Was kommt bei den Kindern in Armutslagen tatsächlich an und wie müssen folglich die Angebote, Zugänge und Kooperationen gestaltet werden?

Video: 2. Lichtenberger Kinderarmutskonferenz, 26.05.2021

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Schulgesundheitsfachkräfte

Ein Meilenstein ist bereits erreicht: Ein wirkungsorientiertes Konzept zur Einführung von Schulgesundheitsfachkräften, entwickelt in der AG Armut und Gesundheit: Eine Schulgesundheitsfachkraft ist eine Person, die sich in der Schule um die gesundheitlichen Belange von Kindern kümmert. Das reicht von der direkten pflegerischen Versorgung bei Verletzungen und Notfällen sowie bei akuten und chronischen Erkrankungen bis hin zu der Betreuung von Schülerinnen und Schülern mit speziellen gesundheitlichen Bedarfen. Für sie wird ein individueller Behandlungsplan entwickelt, damit sie am Unterricht wieder teilhaben können. Die Schulgesundheitsfachkraft ist auch für gesundheitsförderliche präventive Angebote zuständig. Von diesen Angeboten können zwar alle Kinder profitieren, wichtig ist aber der unbedingte Blick auf Kinder in Armutslagen. Sie sind in einem wesentlich höheren Maße von gesundheitlichen Problemen betroffen. Dieser Fokus auf die Zielgruppe stand bei der wirkungsorientierten Entwicklung des Konzeptes im Mittelpunkt: Die Sensibilität für die Folgen von Armut macht einen deutlichen Unterschied bei der Gestaltung des Angebotes! Die konkrete Umsetzung in den ersten Schulen wird derzeit in den Bezirkshaushalt eingebracht.

Bildungs- und Teilhabepaket

Der zweite Baustein im Rahmen der Strategie wird in der AG Armut und existentielle Versorgung umgesetzt. Hier geht es um die wirkungsorientierte Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepaketes (BuT) Diese Leistung für Familien in Armutslagen wird zu selten in Anspruch genommen – und zwar nicht, weil Familien diese Leistungen, die ihnen zustehen, nicht benötigen, sondern weil der Zugang nicht niedrigschwellig/wirkungsvoll genug gestaltet ist. Hier müssen sich die Strukturen bewegen: An welchen Schrauben muss wer mit wem drehen, damit Familien in Armutslagen hier besser unterstützt werden?  Antworten auf diese Fragen lieferte die erste Strategiekonferenz zum Bildungs- und Teilhabepaket.  Vertreter*innen der Senatsverwaltungen, BuT-Leistungsanbieter*innen, Politik sowie Mitarbeitenden aus dem Bezirksamt Lichtenberg erörterten u.a. öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zur besseren Bekanntheit, zur Vereinfachung von Zugängen, Entbürokratisierung und Abrechnungen durch eine digitale Angebotsdatenbank. Im Zentrum stand auch das nutzerinnenzentrierte und armutssensibles Handeln als Grundlage für die Inanspruchnahme von Leistungen nach dem BuT. Der Impuls aus Lichtenberg hat viele engagierte Fachkräfte und Entscheider*innen zusammengebracht und kann als Meilenstein auf dem zu besseren Abrufquoten des BuT in Berlin betrachtet werden. Es ist richtig und wichtig, diesem Thema eine angemessene Aufmerksamkeit zu schenken, damit Kinder und Familien in Armutslagen von den Leistungen profitieren können, die für sie gedacht sind- und an den entscheidenden Stellen Verantwortung zu übernehmen, dass die dringend erforderlichen Verbesserungen in den Strukturen auch umgesetzt werden.

Quelle: Berliner Bildungszeitschrift BBZ, GEW Berlin, Ausgabe 09/10 2021

Berlin tut sich schwer: Ein Artikel von Martina Nowak, Caritas-Beratungszentrum, Am Fennpfuhl in Lichtenberg

Prof. Daniela Hensel hat mit Studierenden das BuT aus der Perspektive des Service-Design-Ansatzes unter die Lupe genommen.

Quelle: Berliner Bildungszeitschrift BBZ, GEW Berlin, Ausgabe 09/10 2021

Die Wirkungsbeauftragten

Dr. Sandra Born

Position: Fachliche Steuerung der Kinderarmutsprävention im Büro des Bezirksbürgermeisters
Kontakt: Sandra.Born@lichtenberg.berlin.de

Foto: Christian Himmelspach

„Wirkungsorientierung bedeutet für mich, wenn am Ende die tatsächliche Zielgruppe der armutsbetroffenen Kinder wirklich profitiert. An den Dingen dran bleiben trotz Hürden, nicht nachlassen und die Richtung fest im Auge behalten“

Martina Müller

Position: Leitende Physiotherapeutin im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, Leitung der AG Armut & Gesundheit
Kontakt: martina.mueller@lichtenberg.berlin.de

Wirkungsbeauftragte Martina Müller, Bezirksamt Lichtenberg

Foto: Christian Himmelspach

„Wirkungsorientierung bedeutet für mich, wenn nicht nur eine Dimension von Lebensqualität bzw. prekärer Lebenslage isoliert betrachtet wird, sondern die Mehrdimensionalität unterschiedlicher Lebensbereiche in ihrer Wechselwirkung angeschaut wird.“