„Das ist genau mein Thema!“, rief eine Person aus unserem Netzwerk begeistert, als wir ihr von der geplanten Veranstaltung erzählten. Sie will es anders machen: Sie möchte echte Beteiligung der von Armut betroffenen Familien anregen und Verwaltungsarbeit so gestalten, dass sie wirklich an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Dabei stößt sie immer wieder auf Hürden, die mit eingeschliffenen Gewohnheiten zu tun haben, mit dem „Das haben wir schon immer so gemacht“, und mit hierarchisch strukturierten Arbeitsweisen.
Maike Plath hat einen Ansatz entwickelt, der genau da eingreift: Das Veto-Prinzip. Darüber haben wir am 9. November 2023 mit ihr gesprochen.
Auch wenn der Ansatz in der Arbeit mit und für Jugendliche entstanden ist, eignet er sich perfekt für unsere Zusammenhänge. Denn das Veto-Prinzip ermöglicht gleichwürdige Kommunikation – auf Augenhöhe und für alle. Das Ziel: Nicht mehr Opfer der Verhältnisse sein, nicht mehr an all den Hürden und Barrieren scheitern:
„Wir können lernen, Regie über unser Leben zu führen, auch wenn sich das Drehbuch unseres Alltags täglich ändert: Beruf. Beziehungen. Partnerschaften. Leben.“
Etwa 35 Personen hörten gespannt zu, als Maike Plath erzählte, wie sie zu ihrer heutigen Arbeit gekommen ist. Als Lehrerin an einer Oberschule erlebte sie, dass ihre Schüler*innen sich schon aufgegeben hatten, nicht erwarteten, eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu bekommen – und völlig frustriert waren. Aus dem Wunsch heraus, das zu ändern, entstand das Veto-Prinzip (zunächst „Mischpult-Prinzip“). Jedes Kind, jede*r Jugendliche hat das Recht, nicht mitzumachen – aus dieser Basis ergibt sich ein Set an Kommunikationsregeln, die wie ein Kartenset eingesetzt werden können. Aus dem ursprünglichen Chaos und der Angst vor Kontrollverlust entstand mit der Zeit etwas Neues: eine beteiligende, demokratische Form des Miteinanderlernens.
Gemeinsam mit Kolleg*innen gründete Maike den Verein Act e.V. und später das Veto-Institut, um Jugendliche und Erwachsene auszubilden.
Davon erzählte sie anschaulich, persönlich und unter Einsatz ihrer Karten.
Im Anschluss sprachen wir über Verletzbarkeit, über die Notwendigkeit, sich zu öffnen und zu zeigen, auch mit der eigenen Verletzlichkeit, wenn echter Austausch stattfinden soll. Wie kann das gehen in einem Raum, in dem andere sich nicht öffnen? Wie kann ich verhindern, dass mein Gegenüber meine Offenheit, meine Verletzlichkeit ausnutzt?
Wir sind sehr froh darüber, mit dem Format Räume öffnen einen solchen Raum zu haben, in dem wir uns verletzlich zeigen können.
Einen (noch) kostenfreien Videokurs aus 9 Teilen zum Veto-Prinzip finden Sie auf der Seite des Veto-Instituts.