Berlin: Wir müssen reden

und zwar miteinander

Was brauchen Familien? Was muss von wem getan werden? Die Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Familien in Armutslagen liegt in der Verantwortung von Politik und Verwaltung – und zwar bereichsübergreifend. Hier setzt die Berliner Strategie gegen Kinder- und Familienarmut an.

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Kinder in Armutslagen erreichen –
eine Herausforderung für Berlin und seine Bezirke

In den Berliner Bezirken gibt es viele tolle Unterstützungsangebote für Familien. Aber: Kinder und Familien in Armutslagen – die vor allem angesprochen werden sollen – werden oft nicht erreicht oder brauchen einfach ganz andere Angebote. Hier sind Führungs- und Fachkräfte aller Bereiche gefragt, anders miteinander zu arbeiten, um die Chancen von Kindern und Familien in Armut entscheidend zu verbessern. Hier setzt die Berliner Strategie gegen Kinder- und Familienarmut an. Mit der Einrichtung der ressortübergreifenden Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut durch den Senat im Jahr 2017 wurde ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit für alle Berliner Familien erreicht. Die Kommission hat, wissenschaftlich begleitet vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. (ISS), eine gesamtstädtische Strategie erarbeitet und 2021 vorgelegt. Die Strategie fußt auf fünf zentralen Leitlinien, die den Handlungsfeldern Teilhabe, Bildung, Gesund aufwachsen und Materielle Versorgung zugeordnet sind. Hier gelangen Sie zur offiziellen Website der Landeskommission Kinder- und Familienarmut.

Doch wie werden Armut bzw. Armutsgefährdung überhaupt definiert?
In der Wissenschaft werden zwei verschiedene Berechnungen verwendet.

1) Berechnung der relativen Armut
Die relative Armut bemisst sich anhand des Medianeinkommens. Kinder gelten als armutsgefährdet, wenn sie in einem Haushalt leben, der weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung hat.
Im Jahr 2021 lag die Armutsgefährdungsschwelle in Deutschland

  • für einen Paar-Haushalt mit einem Kind unter 14 Jahren bei 2.066 Euro
  • für Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren bei 1.492 Euro
  • für Alleinerziehende mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 1.836 Euro

2) Berechnung anhand des Leistungsbezugs
Nach dieser Definition gelten Kinder als arm, wenn sie in einem Haushalt leben, der Leistungen nach SGB II bezieht.

(Quelle: Bertelsmann-Stiftung unter Nutzung von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.

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Eine Lobby für mehr Chancengleichheit

Wir verstehen uns als Lobbyist*innen für benachteiligte Kinder, Jugendliche und Familien, die im politischen Geschehen kein Gehör finden. Deshalb unterstützen wir Entscheidungsträger*innen in Politik und Verwaltung dabei, Ressourcen und Bedarfe dieser Familien in den Fokus zu nehmen und sie bei Entscheidungen über Angebote und Maßnahmen zu beteiligen.

Andrea Möllmann-Bardak
Projektleitung MitWirkung

Wir begleiten die Umsetzung der Strategie gegen Kinderarmut in den Berliner Bezirken

Alle Berliner Bezirke haben sich der Berliner Strategie gegen Kinder- und Familienarmut angeschlossen und setzen sich dafür ein, Berliner Kindern und Familien ein Aufwachsen und Leben in Wohlergehen zu ermöglichen.

Bestehende Dienste, Leistungen, Angebote und Einrichtungen werden auf ihre Armutssensibilität und Wirkungsorientierung hin überprüft und gegebenenfalls verändert. Gutes soll weiterentwickelt und verbreitet werden, Lücken sollen geschlossen werden.

Was heißt das konkret?

  • Die Verwaltungen werden armutssensibel

Eine armutssensible Verwaltung ist von Einfühlungsvermögen, Wertschätzung und Respekt gegenüber armutsbetroffenen Menschen und ihren Lebenslagen geprägt. Armutssensibilität zeigt sich als Haltung im persönlichen Handeln, aber auch in der Organisation und Struktur von Organisationen. Sie wirkt sich auf Konzepte und Vorschriften aus, auf die Gestaltung von Zugängen und Teilhabemöglichkeiten. (Siehe Gerda Holz: Stärkung der Armutssensibilität)

  • Alle Angebote werden wirkungsorientiert ausgerichtet

Guter Wille allein reicht nicht aus: Die Angebote müssen auch bei denjenigen ankommen, für die sie gedacht sind. Wirkungsorientiertes Arbeiten bedeutet, bei jedem Schritt die Zielgruppen im Auge zu behalten: Entspricht das Angebot wirklich den Bedarfen? Nutze ich die richtige Ansprache? Wie erfahren die Menschen von den Angeboten? Und was wird sich dadurch verändern? Woran erkenne ich diese Veränderung? (Siehe Phineo: Kursbuch Wirkung.)

Im Rahmen der Berliner Strategie gegen Kinder- und Familienarmut und übernehmen wir als Team des Projekts „MitWirkung – Perspektiven für Familien“ die Prozessbegleitung der 12 Bezirke beim Auf- und Ausbau ihrer Integrierten bezirklichen Strategien.

Diese Prinzipien leiten uns bei der Prozessbegleitung:

  • Veränderung findet nur in der Instabilität statt.
  • Die Lösungen liegen im System.
  • Konsequent vom Ergebnis/von den Nutzer*innen her denken und handeln: Dann entwickeln sich auch Strukturen und Prozesse.
  • Probleme sind zu würdigen, aber nicht: sich in der Problemtrance verlieren.
  • Nutzen, was da ist – und nicht zu kompliziert denken.
  • Systemischer Blick: Es geht um Ko-Kreation, Ko-Konstruktion, Ko-Operation, Ko-Ordination und Ko-Valuation…

Wir alle haben im Team eine Ausbildung (oder sind in Ausbildung) zur Systemischen Beraterin bzw. Organisationsentwicklerin.

Genauere Informationen zu unseren Leistungen finden Sie unter Angebot.

Veränderungsprozesse in Verwaltungen anstoßen

Unsere Arbeitsweise muss sich grundlegend ändern, damit alle Kinder die gleichen Chancen haben. Alle Kinder müssen in allen Bereichen mitgedacht werden – und Ungleiches muss ungleich behandelt werden. Das heißt auch: ALLE Angebote müssen so gestaltet werden, dass sie bei den Familien in Armutslagen ankommen und dazu beitragen, Ungleichheit abzubauen. Dazu braucht es eine veränderte Haltung, die von Armutssensibilität und dem Blick auf Wirkung geprägt ist.

Und es braucht ein vernetztes Denken und ressortübergreifendes Handeln: Kein Fachbereich allein kann diese große Herausforderung stemmen. Wir möchten dazu beitragen, dass sich Fach- und Führungskräfte aller Fachbereiche als Teile eines vernetzten Systems verstehen und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Deshalb fördern wir die Vernetzung und den Austausch untereinander. Denn zusammen können wir Veränderungsprozesse in Verwaltungen anstoßen, die einen positiven Effekt auf Familien in Armutslagen haben.

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Mehr erfahren und gemeinsam handeln?

Sie sind Politiker*in und wollen sich gegen (die Folgen von) Kinder- und Familienarmut einsetzen? Sie sind Fach- oder Führungskraft in einer Berliner Verwaltung und möchten Veränderungsprozesse in Gang bringen? Sie sind Mitstreiter*in für das Thema und möchten sich vernetzen?

Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

030 – 44 31 90 67

mitwirkung@gesundheitbb.de