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Alle sind sich einig: Kinderarmut ist schlecht. Über die sinnvollsten Maßnahmen, um ihr zu begegnen, gibt es weniger Einigkeit. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe hat in einem Positionspapier die zentralen Argumente dafür zusammengetragen, die Bekämpfung von Kinderarmut endlich zur zentralen Aufgabe der Bundesregierung zu machen.

Das Papier beschreibt in einem ersten Abschnitt die wichtigsten Fakten zur Kinderarmut in Deutschland: Mehr als jedes fünfte Kind wächst hierzulande in Armut auf. 25% aller Kinder und Heranwachsenden sind von Armut gefährdet. Die Autor*innen betonen, was das bedeutet: Kinderarmut ist kein Minderheitenproblem und muss damit von der gesamten Gesellschaft angegangen werden.

Die meisten Fakten sind bekannt:

Kinder von Alleinerziehenden, sind besonders betroffen, Armut verfestigt sich, sodass viele Kinder über Jahre von Armut betroffen sind, bestimmte Wohnlagen erhöhen das Armutsrisiko, Armut macht krank und verhindert den Zugang zu Bildung, geflüchtete Kinder erhalten kaum Zugang zu Bildung, Behinderung macht arm. All das wissen wir schon lange, und doch ist es wichtig, die Zahlen noch einmal so komprimiert zu lesen. Es darf nicht mehr möglich sein, sie zu ignorieren.

Noch wichtiger ist aber der folgende Abschnitt, in dem der übliche Umgang mit diesen Fakten beschrieben wird. Es bestehen zahlreiche Angebote, die Familien in Armut erreichen sollen: die Frühen Hilfen, die Angebote der Familienbildung, Ferienangebote, Kinderbetreuung, Kitasozialarbeit und Offene Jugendarbeit. Warum viele dieser Angebote die Familien nicht in dem Maß erreichen, wie es nötig wäre, zeigen die Autor*innen eindringlich auf: Teilweise fehlen Regelangebote, die Angebote sind nicht ausfinanziert oder die bürokratischen Hürden zu hoch.

Zum Schluss, und das ist der wichtigste Abschnitt, finden sich Empfehlungen.

Dazu gehört ein armutssensibler Blick bei den Entscheider*innen über die Bewilligung von Angeboten. Dazu gehört ein Fokus auf Care Leaver*innen, die in Deutschland noch viel zu wenig beachtet werden. Dazu gehört in erster Linie ein kritischer Blick auf die Strukturen, die Armut ermöglichen und erhalten. Dazu gehört eine Arbeitsweise, die Armut schon präventiv verhindert. Dazu gehört die partizipative Einbindung von Kindern und Jugendlichen. Dazu gehört strukturelles, ressortübergreifendes Handeln. Und dazu gehört ein politisches Umdenken, das die Kindergrundsicherung ermöglicht, bei der das Kind selbst anspruchsberechtigt ist. Zu ihrer Ausgestaltung machen die Autor*innen konkrete Vorschläge – es lohnt sich, sie zu lesen.

Setzen wir die Empfehlungen um – zum Wohl aller Kinder!