Foto @Jesse Bauer auf Unsplash

Text @Dagmar Lettner

Schon seit längerem tauchen Pilze in meinem Leben auf, interessieren und faszinieren mich. Nicht nur die Tatsache, dass sie wunderbar zu essen sind, dass es Freude macht, sie zu entdecken und zu sammeln – sie leuchten, sie klären Wasser, sie können uns heilen und in psychedelische Zustände bringen.

So war ich neugierig und interessiert, was das Gespräch „Pilze als Transformations- und Werkstoff“ in den Uferhallen im Wedding im Rahmen des „Zur Nachahmung empfohlen“-Festivals ergeben würde.

Transformation, genau dies ist doch das Thema, das auch uns bei MitWirkung bewegt! Wie kann das gelingen? Und auch: Zur Nachahmung empfohlen ist ja etwas, was uns über good practice anspricht.

Der Austausch zwischen Vera Meyer, Professorin an der TU Berlin, FG Angewandte & Molekulare Mikrobiologie und Künstlerin, und der Künstlerin Christin Lahr, Professorin für Medienkunst an der HGB Leipzig, war überaus inspirierend.

Sie führten uns nicht nur in die fantastischen Möglichkeiten von Pilzen als nachhaltiger und zukunftsfähiger Bau- und Werkstoff ein (gerade läuft dazu auch eine Ausstellung im futurium).

Was mich besonders begeisterte, war der Metablick auf Pilze und was wir von ihnen für ein Miteinander lernen können:

In die Pilzdenke kommen!

  1. Nutzen, was da ist.
  2. Solidarisch sein – manche Pilze haben viele Sporen, andere wenige, und es ist überaus genug für alle da.
  3. Miteinander in einem großen Netzwerk verbunden sein, ob wir es sehen oder nicht.
  4. Anders denken als nur linear – und sich überraschen lassen.

So bekommen Pilze eine Bedeutung für grundsätzliche Fragen:

  • Warum ist es so, dass manche Menschen für ihre Arbeit viel, manche wenig Geld bekommen, wenn wir alle einen Beitrag zur Gesellschaft leisten?
  • Wie können wir mit vielen Ressourcen (Sporen 😊) dazu beitragen, uns als Gesellschaft voranzubringen in eine für alle lebenswerte Zukunft?

Die pilzforschende Community geht hier auch mit ihrer Art zu arbeiten voran. Sie zeigen, welchen Wert es hat, echt transdisziplinär zu arbeiten und zu lernen. Sie forschen über die Disziplinen hinweg und auch mit interessierten Bürger*innen (citizen science) und mit Freude am Experimentieren. So gelingt es, nicht nur lineare und vorhersehbare Ergebnisse zu erzielen, sondern „vor sich hin zu forschen“. Viele Dinge entstehen im gemeinsamen Tun, in der Co-Kreation und durch Serendipity, wenn Zufall auf günstige Gelegenheit trifft. Zudem geht es darum, das entwickelte Wissen allen zugänglich und nutzbar zu machen, wie z.B. durch open source-Veröffentlichungen.

Vera Meyer beeindruckte mich auch mit ihrem eigenen Handeln: Sie sieht sich als Professorin an der TU Berlin von der Gesellschaft sehr gut versorgt. Alles, was sie darüber hinaus verdient, gibt sie weiter an Künstler*innen, die sich in ihrer Arbeit mit Pilzen beschäftigen wollen.

Mich haben die Pilze seitdem nicht mehr losgelassen und für mich gilt: The future is funghi 😊