Um Kinderarmut als Thema zu setzen und wirkungsvoll zu bekämpfen, gilt es, die verschiedensten Flughöhen zu betrachten, in Verbindung zu setzen und die Kraft der verschiedenen Ebenen zu nutzen.
Und genau dafür lohnt der Blick auf die Ebene der EU: Mit der Europäischen Garantie (European Child Guarantee) für Kinder hat der Rat der Europäischen Union im Juni 2021 einstimmig die Empfehlung beschlossen, eine Europäische Garantie für Kinder einzuführen: Die Mitgliedsstaaten wollen nun den Fokus auf benachteiligte Kinder und Jugendlichen richten und ihnen „hochwertige Zugänge“ in den Bereichen Betreuung, Bildung, Gesundheit, Ernährung und Wohnraum gewährleisten.
Der Bund hat dazu den Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland„ beschlossen.
Dieser Nationale Aktionsplan (NAP Kinderchancen) wurde im Juli 2023 im Bundeskabinett beschlossen und hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2030. Im Aktionsplan bringt der Bund regelmäßig Kommunen, Länder, Bundesressorts und Organisationen der Zivilgesellschaft zusammen, um im Sinne der gleichwertigen Lebensverhältnisse zu einem gemeinsamen Verständnis von kommunaler Armutsprävention anzuregen. In den verschiedenen NAP-Runden ist damit ein gewichtiger Kreis von zentralen Akteur*innen versammelt.
Die Perspektive von benachteiligten Kindern und Jugendlichen fließt dabei über ein sogenanntes NAP-Jugendteam ein: Bis zu 20 junge Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren werden als Jugendbotschafter*innen einbezogen, begleitet von der gemeinnützigen Organisation Dein München gGmbH in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut e.V.
Ob und was sich in Deutschland tut, dazu muss regelmäßig an die EU berichtet werden. Der erste Fortschrittsbericht über „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ liegt nun vor. Im Bericht findet sich ein ausführlicher und interessanter Analyseteil, der durch das Deutsche Jugendinstitut erstellt wurde. Zudem enthält er die beschlossene Stellungnahme der Bundesregierung zum DJI-Bericht sowie weitere Stellungnahmen, insbesondere von den beteiligten Kindern und Jugendlichen sowie eine gemeinsame Stellungnahme der am Prozess beteiligten zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Es lohnt sich also ein Blick hinein, zumal es mit dem aktuellen Schwerpunktthema der kommunalen Armutsprävention, einen wichtigen Link zur kommunalen Ebene gibt. Sehr zu wünschen bleibt, dass es gelingt, den NAP-Prozess als größeren Wurf zu gestalten – mit Wirkung auf eine strategische Neuausrichtung gegen Kinderarmut und für eine spürbare Verbesserung für Kinder, Jugendliche, Familien in Armutslagen.